Ich studiere ab August an der Columbia Journalism School in New York und mache einen zehnmonatigen Master of Science. Dort besuche ich das Toni Stabile Center for Investigative Journalism.
Ich habe vor wenigen Tagen in Dortmund mein Diplom in Journalistik und Sport abgeschlossen, integriert war ein einjähriges Volontariat bei der Main-Post. Ich habe einige Jahre Erfahrung als freier Reporter und in den letzten zweieinhalb Jahren im Recherche-Ressort der WAZ extrem viel lernen dürfen. Ich bin 27 Jahre alt. Ist es dumm, jetzt einen Master in Journalismus dranzuhängen? Ich finde: Nein.
Ob ich einen normalen Master in Journalism an der Columbia gemacht hätte, weiß ich nicht. Da ich aber als einer von 15 Studenten am Toni Stabile Center for Investigative Journalism studieren darf, fiel mir die Entscheidung leicht. Am Stabile Center lehren nicht nur einige der besten Rechercheure der Welt, auch die Master-Arbeit ist ein investigatives Projekt. Betreut wird die Arbeit von Pulitzer-Preisträgern, von Reportern die für ProPublica oder die New York Times arbeiten. Das ist es, was ich lernen will. Das gibt es so in Deutschland nicht. Dazu kann ich mich an der Columbia auf Datenjournalismus spezialisieren, kann mit Studenten aus drei Dutzend Ländern arbeiten, diskutieren, Bier trinken gehen.
Die Studiengebühren für diese zehn Monate Columbia University betragen knapp 60.000 Dollar. Dazu kommt das Leben in New York. Ich habe mich vergleichsweise kurzfristig beworben, habe damit Fristen für die klassischen Auslandsstipendien verpasst und muss wohl deutlich mehr als die Hälfte der Kosten selbst finanzieren. Warum mache ich das trotzdem?
Bis Mitte 30 sollte man an seinen Kompetenzen arbeiten, danach geht’s um’s Geld verdienen (den Gedanken habe ich in diesem ohnehin sehr zu empfehlenden Text bei Maria Popova augeschnappt). Dass man nie genug lernen kann, ist eine Binsenweisheit. Ich finde dass es – solange man keine Familie zu ernähren hat – tatsächlich zweitrangig ist, was finanziell dabei herumkommt. Viel wichtiger: Wo kann ich mich am besten entwickeln. Ich glaube, dass es sich gerade in dieser Zeit lohnt, in Journalismus zu investieren. Nur wirklich guter Journalismus wird in Zukunft von Nutzern ordentlich bezahlt werden.
Hier wird es ab Juli erst einmal weniger zu lesen geben. Ich freue mich auf Amerika. Darauf, zehn Monate die Zukunft des Journalismus zu erleben, mit Kommilitonen aus der ganzen Welt zu diskutieren, mit Leuten, die für unseren Job brennen. Neues aufnehmen, verarbeiten, die Zukunft mitgestalten… und, hey: Es ist New York.
Foto: CC-Lizenz davemolloy via flickr.com
27. April 2013 -
Gute Entscheidung. Bravo. Wenn Du zurückkommst, wird es noch weniger Zeitungen in Deutschland geben und das Recherche-Ressort haben die Nasen von der WAZ … äh sorry: von der Funke-Mediengruppe vielleicht auch wieder aufgelöst. Du hast dann aber gewiss die Kontakte, um Deine Data Journalism Projekte anderswo umzusetzen – die Welt ist ein Dorf. Viel Vergnügen und alles Gute!
27. April 2013 -
Vielen Dank Dir, Jens. Vielleicht passiert in dem Jahr ja auch noch mehr in Sachen verlagsunabhängiger Finanzierung.
8. Juli 2013 -
[…] mich für drei Wochen ab, ich fliege rüber, für ein Jahr in die USA. Ab August melde ich mich an dieser Stelle aus New York. Die Kommentare bleiben so lange abgeschaltet. Das Blog und ich machen […]
28. Juli 2013 -
Herzlichen Glückwunsch – und viel Erfolg!
28. Juli 2013 -
Danke!
18. September 2013 -
[…] Facebook oder abonniert den RSS-Feed dieser Seite. Ich studiere derzeit für ein Jahr in New York Investigativ- und Datenjournalismus an der Columbia University und melde mich vor allem in den Sozialen Medien immer wieder mit Eindrücken von […]
20. September 2013 -
[…] oder abonniert den RSS-Feed dieser Seite. Ich studiere derzeit für ein Jahr in New York Investigativ- und Datenjournalismus an der Columbia University und melde mich vor allem in den sozialen Medien immer wieder mit […]