Thema der Woche: Das FIFA-Nachbeben
FIFA-Boss Sepp Blatter kümmert sich um das Image seines Verbandes mit Interviews in der Schweizer Weltwoche, aber auch in deutschen Medien. Blatter lügt, dass sich die Balken biegen. Das belegt der Schweizer Carlos Hanimann unter anderem durch Gerichtsdokumente.
Zu diesem Thema hat Hanimann verlinkt – und auch ich tue es hier sehr gerne – die Webseite von BBC-Journalist und FIFA-Experte Andrew Jennings. Er zählt zehn Gründe auf, warum Sepp Blatter nie jemanden verklagt, obwohl er es ständig ankündigt und theoretisch auch tun müsste, hätte er ein reines Gewissen. Jennings: „He never sues. Why? Because if he went to court he’d have to face tough questions about corruption at FIFA.“
Jens Weinreich hat eine aktuelle Geschichte über Korruption in Russlands Sport aufgegriffen. Bauunternehmer Waleri Morosow macht öffentlich, dass er bis zu 20 Prozent mehr für Bauaufträge im Vorfeld der Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 zahlte. Schmiergelder würden in Russland immer eingepreist. „Bei der Fußball-WM 2018“, sagt Morosow, „wird das nicht anders sein, als bei den Winterspielen in Sotschi.“
Und Zeit-Online-Redakteur Christian Spiller spricht mit den Planern der Bewerbung Katars (die auch München 2018 unterstützen).
Gedopt
Stimmt es tatsächlich? Doping-Gynäkologe Eufemiano Fuentes scheint weiter aktiv. In Spanien wurde er im Rahmen der großen Doping-Razzia „Operacion Galgo“ festgenommen. Genau wie die spanische 3000-Meter-Hindernis-Europameisterin Marta Dominguez. Dass Fuentes Kontakte zur Leichtathletik hat, war schon länger bekannt – auch wenn die Namen seiner Leichtathleten bei der Operacion Puerto 2006 nicht öffentlich wurden. Fuentes‘ Frau Cristina Perez nahm als 400-Meter-Läuferin an zwei Olympischen Spielen teil. Unter anderem in Barcelona 1992. Zuletzt hatte Ende September Florian Bauer in einem Beitrag für Sport Inside über Fuentes berichtet und ihn sogar kurz vor die Kamera bekommen.
„Wie die Mafia“ – Andreas Holzer leitete von Januar 2009 bis Januar 2010 die Soko Doping in Wien. Mittlerweile arbeitet er in einer eigenen Doping-Abteilung des österreichischen Bundeskriminalamtes. Holzer spricht mit dem Spiegel über die mafiösen Strukturen des Dopinghandels. „Das läuft ab wie bei der Produktion von Methamphetamin in sogenannten Böhmischen Küchen. Mit dem Bunsenbrenner wird irgendwas zusammengebraut.“ Er prophezeit, dass Dopinghandel bald den Drogenhandel in puncto Verbreitung und Umsatz überholen wird. Dazu passend der Hintergrundtext in diesem Blog: Das Doping der Straße.
Und sonst?
Anno Hecker hat in der FAZ mit Helmut Digel über den Zustand des deutschen Spitzensports gesprochen. Lesenswertes Interview: „Wir braten zu sehr im eigenen Saft“.
Amateurfußball-Experte und Zeit-Online-Redakteur Oliver Fritsch schreibt über das immer häufiger werdende Sterben von Amateurvereinen und darüber, dass „größenwahnsinnige Vereinsbosse und der Deutsche Fußball Bund daran Schuld“ haben.
Um den früheren Sportfunktionär und Sportwissenschaftler Carl Diem, eine Art Gründervater des deutschen Sport, gibt es mal wieder eine Nazi-Debatte. In diesen Tagen finden zwei Symposien in Berlin und Köln statt. Die Historiker streiten sich. Die einen sagen: Diem war Antisemit. Die anderen (darunter der DOSB): Stimmt nicht. Dazu zwei Beiträge des Journalisten und Historikers Erik Eggers im Deutschlandfunk und bei Zeit-Online.
Und: Heute will offenbar der zweite Angeklagte im Bochumer Wettskandal-Prozess aussagen. Tuna A. soll der Nachrichtenagentur dpa zufolge bereit für ein Geständnis sein. Wer mehr zum Wettskandal wissen will ist bei Fred Kowasch gut aufgehoben, der die Wettszene seit Jahren kritisch begleitet.