Thema der Woche: Fuentes is back
Hier ist es passiert. In der „Calle de los Caidos de la Division Azul„, Haus Nummer 20, Appartment 4a. Hier hat sich Jan Ullrich das Blut von Eufemiano Fuentes abnehmen lassen. Ein Interview, das Fuentes damalige Arbeitsweise recht gut beschreibt, hat der Spiegel im Juli 2007 mit Jörg Jaksche geführt. Jetzt ist Fuentes zurück in den Medien. Weg war er offenbar wohl nie so ganz.
Ich war diesen Sommer in Madrid und habe das gleich mal für einen Abstecher genutzt. Dort ist dieses Foto entstanden. Wohnungen in dem früher sicher mal ansehnlichen, inzwischen aber ganz schön heruntergekommenen Haus sind „se alquila“ – zu vermieten. Auf den breiten Straßen im Norden Madrids gibt es wenig Fußgänger, wenig Menschen kommen zufällig vorbei. Einige Botschaften sind in der Nähe, die indische, iranische oder tschechische. Ein paar Geschäftshäuser, ein paar von hohen Mauern umgebene Anwesen. Bis zum Flughafen sind es etwa 20 Minuten. Das passt. Ullrich soll nur wenige Stunden für seine Besuche in der spanischen Hauptstadt benötigt haben.
Jetzt ist Fuentes also zurück in den Medien. Aus Operacion Puerto ist Operacion Galgo geworden. Der Gynäkologe und Sportarzt betreute doch nicht nur Radsportler. Und zurückgezogen hat er sich in Folge des Puerto-Skandals zwar nach Teneriffa, aber nicht aus dem Geschäft. Eine Überraschung, unglaublich! Spaniens Guardia Civil scheint jedenfalls deutlich aufklärungsfreundlicher zu sein als Sportminister Jaime Lissavetzky oder der für die schon über vier Jahre dauernden Puerto-Ermittlungen zuständige Richter Antonio Serrano. Naja, jetzt ist jedenfalls wieder eine ganze Menge los.
Wenn es um Spanien und Doping geht, ist Javier Caceres, Spanien-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, die erste Adresse. Gleich zu Beginn der Woche hat er von Spaniens goldenen Dopern berichtet. Mittlerweile kommt die Sprache auch auf Spaniens Fußballer. Fuentes habe in der Untersuchungshaft damit geprahlt, wenn er auspacke, „hätten wir vielleicht weder den EM- noch den WM-Titel“. Zudem habe die Polizei Hinweise auf die Verstrickung internationaler Weltklassesportler gefunden.
Interessant finde ich an der ganzen Affäre die Verstrickung der höchsten Trainer- und Funktionärskreise. Die bislang prominenteste Athletin, die in Spanien sehr beliebte 3000-Meter-Hindernis-Weltmeisterin Marta Dominguez, war Vize-Präsidentin des spanischen Leichtathletik-Verbandes. Sie wurde suspendiert. Laut SZ ermittelt der Verband aber nicht gegen sie. Der festgenommene Dominguez-Trainer César Pérez ist einer der erfolgreichsten Leichtathletik-Trainer des Landes. Dominguez soll mit Dopingmitteln gehandelt haben. Selbst wird sie seit 2003 von Eufemiano Fuentes betreut. Ein Blutbeutel aus der Fuentes-Affäre von 2006 soll durch die neuen Untersuchugen auch ihr zugeordnet werden können. Angeblich war Dominguez in den Fuentes-Unterlagen unter „Rosa“ verzeichnet. Auf den bei Sportspool verlinkten Fuentes-Dokumenten ist „Rosa“ an Nummer 10 gelistet. Ein paar Reihen unter so bekannten Radsportlern wie „Jan“ und „Sevillano“.
Wer nochmal in der Operacion Puerto stöbern will, findet bei Cycling4Fans eine gute Zusammenstellung.
Einige Akten auf deutsch gibt es bei Sportspool.
Und hier einige zusätzliche Akten auf Italienisch.
Falls jemand alle Puerto-Akten zu Hause liegen hat: Ich freue mich immer über Anrufe, Briefe, Post.
Gedopt
Zur Datenschutz-Diskussion hatte ich am Montag schon etwas geschrieben. Nun hat sich die NADA mit den Datenschützern getroffen. Dazu erstmal eine Agenturmeldung. Die Diskussion ist wohl noch nicht beendet.
Außer den Texten zu Fuentes‘ Comeback und der Datenschutz-Diskussion lohnt sich definitiv der Text von Ralf Meutgens und Anno Hecker in der FAZ: „Krank zum Schein„. Gefälschte Atteste für Dopingmittel im Amateursport. Eine Weiterung der Affäre um das Amateurradteam aus der Pfalz und den Doping-Kronzeugen Philip Schulz. Vielleicht gibt es zu dem Thema hier bald auch mal was zu lesen.
Und sonst?
Es gibt neue News zum Wettskandal. Jetzt soll auch ein WM-Qualifikationsspiel der deutschen Gruppe manipuliert worden sein.
Sepp Blatter meint, Schwule und Lesben sollten in Katar besser keinen Sex haben. Der DFB sieht trotz peinlicher Fehltritte und Korruption derweil keinen Grund, sich nach einem neuen FIFA-Präsidenten umzusehen.
Zum Thema FIFA hat Silvia Schenk in der SZ Anfang der Woche geschrieben. Wo man Geld und Image wäscht: „Schaut man sich die zuletzt unter Verdacht geratenen Männer an – Frauen gibt es in diesen Sphären des Fußballs gar nicht -, so findet man einige hochrangige Politiker oder Wirtschaftsbosse, die eng mit der jeweiligen Machtelite ihres Landes verknüpft sind. Wo der Fußball die Massen begeistert, da haben die herrschenden Kräfte ein Interesse daran, sich seiner zu bedienen.“
22. Dezember 2010 -
[…] interessantes Sportblog ist von Daniel Drepper am Start. Er bohrt auch gleich die dicken Bretter. Fuentes is back. Aber auch aus dem alltäglichen Leben eines Sportjournalisten berichtet er transparent und mit […]