Der Welt-Leichtathletik-Verband IAAF führt ab 2012 Hallenweltrekorde für Junioren ein, obwohl klar ist, dass einige der Rekorde gedopt zustande kamen. Andreas Krieger fordert, seine als Heidi Krieger erzielten Rekorde zu streichen.
Andreas Krieger hieß früher Heidi Krieger, stieß die Kugel in den 80er Jahren zeitweise so weit wie kein anderes Mädchen und keine andere Frau. Doping war der Grund. Auch dafür, dass Heidi Krieger heute Andreas heißt. Viele dürften seine Geschichte kennen. Wer nochmal reinschauen will: Mein befreundeter Kollege Niklas Schenck hat Krieger portraitiert. Mit seiner Audio-Slide-Show hat er damals den zweiten Platz beim Axel-Springer-Preis für Nachwuchsjournalisten geholt.
Andreas Krieger meldet sich zu Wort, weil die IAAF eine neue Rekordliste einführt, auf der auch Heidi Krieger vermerkt ist. Mit 20,51 Meter im Kugelstoßen der weiblichen Junioren, also der 17 bis 19-Jährigen. Krieger sagt im Deutschlandfunk, dass man ohne Doping so jung so weit nicht stoßen kann.
Michael Reinsch schreibt in der FAZ: „[Krieger] wirft der IAAF in seinem Brief nun vor, dass sie dopingverseuchte Leistungen als erstrebenswert darstellt, und fordert, die gedopte Heidi Krieger und ihre Weiten aus allen Listen zu streichen. Andreas Krieger zeigt, dass nicht extreme Leistungen, sondern Anstand und Haltung Maßstab für Athleten sein sollten, gerade für die der Zukunft.“
Ich habe den offenen Brief bisher nirgendwo offen gefunden. Deswegen habe ich Krieger angeschrieben und veröffentliche den zweiseitigen Brief hier in Gänze. [Update 13.50 Uhr: Bin grad drauf aufmerksam gemacht worden, dass der Brief schon veröffentlicht wurde und zwar bei cycling4fans.de – Danke für die Info]
Offener Brief von Andreas Krieger an die IAAF
Der Deutsche Leichtathletik Verband hat Krieger mittlerweile geantwortet. Clemens Prokop schreibt, er habe „den Präsidenten der IAAF, Herrn Lamine Diack, ersucht, Ihrem Antrag auf Löschung des Rekordes stattzugeben.“
Krieger schreibt mir, dass daraus nicht hervoging, „ob sie meine Leistungen und meinen Namen auch aus ihren Listen streichen werden.“ Darum will sich Krieger nun in den nächsten Tagen kümmern.
Dass über diese Dinge überhaupt noch – und immer wieder – geredet werden muss, ist peinlich für den Sport.