Fußballer aus Afrika sind keine Schuhe aus China, gehandelt werden sie genauso. Junge Fußballer sind die Hoffnung in Ländern, in denen selbst Beamte nur 200 Euro im Monat verdienen. Familien nehmen Kredite auf, um Menschenhändler zu bezahlen, die ihre 15-jährigen Jungs nach Europa bringen. Sie sollen einmal so gut werden, wie Drogba, Essien, Toure – die meisten landen bei Amateurvereinen oder auf der Straße.
„Die Klubs verdienen ihr Geld, indem sie billig Talente kaufen, diese vorwärtsbringen und dann mit einem grossen Profit an andere Klubs verkaufen. Es lohnt sich, tausend Spieler aus Afrika zu holen, selbst wenn man am Schluss nur mit zwanzig das grosse Geschäft machen kann“, sagt Giles Garnier, ehemals Kabinettsdirektor im französischen Sportministerium in Eric Mwambas tollem Text „Aus Liebe zum schönen Spiel“.
Thomas Agneli, Redakteur des Schweizer Magazins Beobachter, hat Mwambas Geschichte ins deutsche übersetzt, ein Schweizer Beispiel aufgetan und mit dem Schweizer Sportwissenschaftler Raffaele Poli gesprochen, der sich seit Jahren mit dem Fußballermarkt beschäftigt hat. „Ein paar hunderttausend Franken in ein Trainingszentrum zu investieren und ab und zu hinzufliegen reicht nicht“, sagt Raffaele Poli. „Viele Verbandsfunktionäre in Afrika kontrollieren eines oder mehrere dieser Ausbildungszentren, und sie haben auch keine Skrupel, minderjährige Talente nach Europa zu verschachern. Die lokalen Eliten sind so oftmals die Komplizen bei der Ausbeutung von jungen afrikanischen Spielern.“
Fußball-Plantagen der europäischen Top-Klubs
Vor allem französische und belgische Klubs, aber auch holländische Vereine wie Ajax Amsterdam haben in Afrika Fußball-Plantagen aufgebaut. Andere Klubs kooperieren intensiv mit den hunderten Ausbildungscamps vor Ort. Viele Afrikaner wechseln in schwächere europäische Ligen, zum Beispiel in die Schweiz, um von dort den Sprung zu schaffen. Auch wenn sich deutsche Bundesliga-Vereine mit der direkten Verpflichtung von jungen Afrikanern aus ihrem Heimatland zurückhalten: Die glücklichen Überbleibsel der 1000 Fußballkinder, den Ertrag des Menschenhandels verpflichten letztlich auch deutsche Vereine.
Eric Mwambas Geschichte über den modernen Menschenhandel mit talentierten Fußballern war nur eine von vielen, die afrikanische Journalisten vor der WM 2010 veröffentlichten. Sie arbeiteten zusammen und stellten ein ganzes Dossier an investigativen Beiträgen zusammen. „Killing Soccer in Africa“ heißt die Sammlung; sie beschreibt Korruption und Misswirtschaft in den Fußballverbänden von Kamerun, Elfenbeinküste, Nigeria, Ghana, Südafrika, Kenia, Simbabwe und Sambia.
200 Journalisten aus 40 Ländern
Eric Mwamba war Anfang Juli in Hamburg Gast beim Netzwerk Recherche. Dort erklärte er, wie er und seine Kollegen die Recherche organisiert haben. Über ein investigatives Netzwerk schickte Mwamba eine Idee des Projektes per Mail an 200 Journalisten aus 40 afrikanischen Ländern. „Wir haben den Plan beschrieben und gefragt: Was könnt ihr dazu beitragen? Am Ende haben wir die besten Journalisten ausgewählt“, sagt Mwamba.
Acht Journalisten blieben übrig, die gemeinsam die Recherchen zur Korruption im afrikanischen Fußball vor der WM 2010 aufbereiteten. „Investigativer Journalismus will Probleme ansprechen und Dinge verändern. Das funktioniert nicht lokal, Journalisten müssen sich international vernetzen“, sagt Mwamba. Die Geschichten publizierten er und seine Kollegen international, um möglichst viel Druck auf die FIFA und die korrupten Funktionäre und Politiker vor Ort zu machen.
Anstoß von Andrew Jennings
Den Anstoß zur Recherche bekamen Mwamba und seine Mitstreiter von dem Engländer Andrew Jennings. Jennings arbeitet seit Jahren investigativ zum Thema Fußball und FIFA. „Wir wollten prüfen, ob die WM 2010 den Afrikanern tatsächlich nur Gutes bringt“, sagt Mwamba. Als ein Kollege Mwambas im Umfeld von Afrikas wichtigstem Fußball-Funktionär Issa Hayatou recherchierte, wurde er zusammengeschlagen, gab den Journalismus dran und wurde Bauer.
Für Mwamba und Kollegen war das der letzte Anstoß, um die investigative Recherche durchzuziehen: „Einen Journalisten kann man stoppen, aber niemals eine Geschichte.“
Seit Eric Mwamba 20 Jahre alt ist, arbeitet er als investigativer Journalist. Er leitet FAIR, das Forum für investigative Journalisten in Afrika. Der Kongolese lebte seit 2004 in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste und ist nach aufgrund verschiedener Bedrohungen mittlerweile nach Kanada gezogen. Er leitet das Projekt Africa Media 21.
Ich recherchiere zum Thema Menschenhandel mit afrikanischen Fußballtalenten in Deutschland.
Wer Infos hat, kann sich bei mir melden. Über die Seite des Recherche-Ressorts der WAZ, für das ich arbeite, kann man Dokumente und Infos auch komplett anonym loswerden.
27. Juli 2011 -
[…] Daniel Drepper bin ich auf einen tollen Artikel von Eric Mwamba gestoßen. Mwambas Text “Aus Liebe zum […]
11. Dezember 2011 -
i omar janko from Gambia ,a Guy saw me playing and took me to norway,where i was playing good and sign for one year and 6 month and the conntract is finish,and i dont have a Team in Norway ,suffering and stress there,so i decided to go to swizzerland is so stress there than norway so i dont know what to do now,i want really play football.now i start in Januray in montreux in a football club.
11. Dezember 2011 -
Omar, thanks for your comment. I’ll write you an email.
31. Mai 2013 -
[…] junge Männer verschlingt der Menschenhandel im Fussball-Business. Zynisch, die Anzahl der verschleppten Frauen und Männer gegeneinander […]