Bernd-Uwe Hildebrandt war lange Jahre Multifunktionär: Manager des Handball-Bundesligisten SC Magdeburg, Leiter des Olympiastützpunktes, Vorsitzender des Reitclubs Herrenkrug, beim Landessportbund Sachsen-Anhalt Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung des Leistungssports. In all diesen Funktionen hat die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt. Die Vorwürfe: Fördermittelbetrug, Untreue, Bestechlichkeit und Urkundenfälschung. Jetzt soll er auch noch wegen Steuerhinterziehung angeklagt werden.
800.000 Euro Steuerhinterziehung will ihm die Staatsanwaltschaft Magdeburg nachweisen. Angeblich soll es zwei- bis dreimal so viel gewesen sein. Das berichtete vor einigen Tagen Bernd Kaufholz in der Magdeburger Volksstimme (und daraufhin die dpa im ganzen Land). Die Volksstimme hat auch nochmal sehr schön alle abgeschlossenen und laufenden Verfahren gegen Hildebrandt aufgelistet.
Als die Affäre im Winter 2007/2008 ans Licht kam, hatte Claudio Catuogno in der Süddeutschen Zeitung sehr ausführlich berichtet. Damals hatte ich das nicht mitbekommen. Zu jung. Jetzt habe ich mir die Texte in einem Online-Zeitungsarchiv nochmal angeschaut. Stark. Immerhin einen der Texte habe ich auch online gefunden: Der Magdeburger Kontaktpfleger.
Catuogno schrieb damals: „Es ist die Geschichte eines Königs, der nun nicht mehr König sein darf.“
So wirkte der Sport Sachsen-Anhalts von außen betrachtet: wie sein Reich. Der König Hildebrandt trat nicht ein, er erschien. Er fragte nicht nach, er entschied. Am Ende vereinigte er fast alle Schaltstellen des Sports in Sachsen- Anhalt in seiner Person. Permanent saß er in mehreren Funktionen am Tisch, verhandelte mit sich selbst, war ermächtigt, mit sich selbst Geschäfte abzuschließen. Was andere einen Interessenkonflikt nennen, nannte er gesellschaftliche Verantwortung. Doch dabei, so die Vermutung der Staatsanwaltschaft, soll jede Menge öffentliches Geld verschwunden sein.
Die Geschichte von damals lohnt sich zu lesen. Sie verdeutlicht gut, wie leicht es im Sport laufen kann.
Korruption im Sport, da war doch was? Der Sportausschuss des Bundestages hatte Ende September Experten zur Korruption im Sport gehört. Ich hatte mir das angesehen. Die Diskussion drehte sich vor allem um die FIFA. Christoph Bergner, Staatssekretär im Innenministerium, behauptete damals, deutsche Verbände seien korruptionsfest. Also: Frei von Korruption. Wörtlich: “Deutsche Verbände stehen hier in keiner Weise auf der Anklagebank. Wir sollten dankbar dafür sein, dass die deutschen Verbände so sauber sind.”
Passend dazu ein paar Links zur Korruption rund um den SV Babelsberg 03. Texte erschienen in der Welt und vor allem im Tagesspiegel zur Affäre um Ex-Minister Rainer Speer und seine Potsdamer Amigos. Eine Suppe aus Politik, Wirtschaft und Korruption. Im Mittelpunkt: Der Sport.
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