Zum Sportjournalismus habe ich viele Seminare an der Uni Dortmund besucht – und einige Jahre lang meine eigenen Erfahrungen gemacht. Jetzt gebe ich zum ersten Mal selbst ein Seminar, an der FH Gelsenkirchen. „Ressortjournalismus Sport“: Kommenden Dienstag geht’s los.
Was kann man an fünf Vormittagen à vier Stunden beibringen? Ich finde, dass es keinen Sinn macht, die Geschichte des Sportjournalismus in allen Einzelheiten durchzukauen, jede Studie und jedes Buch zu besprechen. Wer sich dafür interessiert, kann das zu Hause tun; die Zeit ist zu knapp. Stattdessen will ich vor allem Praxis vermitteln und Diskussionen anstoßen. Das mit der FH passt mir daher ganz gut.
Berichte, Reportagen, Features, Kommentare: Die Grundlagen sind im Sportjournalismus dieselben, wie in anderen Ressorts. Journalistische Darstellungsformen können andere kompetenter vermitteln. Was typisch für Sportjournalismus ist, sind knappe Deadlines bei Wettkämpfen am Abend und die Live-Berichterstattung. Deshalb werde ich Übungen dazu anbieten. Vor allem zweiteres finde ich wichtig, das Live-Tickern und Kuratieren. Außerdem will ich mit den Studenten gemeinsam an einem Thema recherchieren. Am Ende werden die Beiträge online veröffentlicht. Wir werden in jeder Stunde Beispiele guter Beiträge diskutieren. Und es kommen drei Gäste in das Seminar. Oliver Fritsch, Ronny Blaschke und Uli Loke werden von Online, Radio und Fernsehen erzählen. Besser, als ich es kann.
Was mir wichtig ist: Dass Sportjournalismus nicht nur die unterhaltende Ereignisberichterstattung ist, als die er allermeistens publiziert wird. Ganz im Gegenteil hat Sportjournalismus eine ziemlich umfassende gesellschaftliche Komponente. Und es ist nicht einfach, gut über Sport zu berichten. Es geht um Wirtschaft, um Politik, um Wissenschaft und Kultur. Und es geht darum, die Fassade herunterzureißen und nachzusehen, wie es wirklich aussieht hinter all dem Glitzer. Wer das dem Publikum dann erklärt, ohne es zu langweilen – Respekt. Daran versuche ich mich hin und wieder auf dieser Seite; das würde ich gerne weitergeben. Anhand aktueller Beispiele, anhand eigener Erfahrungen meinerseits und der Studenten, mit den Referenten. Das vorläufige Programm gibt es auf der Webseite der FH.
Warum schreibe ich das hier? Natürlich zur Eigenwerbung. Aber auch, weil ich mich frage, ob das die Grundlagen sind, die man von einer Einführung in den Sportjournalismus erwartet. Es ist mein erstes Seminar als Dozent nach vielen als Student. Ich freue mich deshalb über: Anregungen; Diskussionen über guten Sportjournalismus und Beispiele für denselbigen; Lektüretipps.
Das Foto ist unter CC-Lizenz Namensnennung von Michael 1952
18. April 2012 -
ihr studium zu ende machen und nicht jeden mist an die grosse glocke hängen
;-)
ein ehemaliger dozent
18. April 2012 -
Erstens: Richtig!
Zweitens: Seh ich anders.
Du Dozent.
20. April 2012 -
„Es geht um Wirtschaft, um Politik, um Wissenschaft und Kultur. Und es geht darum, die Fassade herunterzureißen und nachzusehen, wie es wirklich aussieht hinter all dem Glitzer.“
Sehr lobenswert! Vielleicht solltest du die verantwortlichen Redakteure (ARD- Sportschau für Fußball und Boxen, sowie der Sender, die weiter hinten auf der Fernbedienung sind) auch noch mit ins Seminar nehmen, dann würde die Sache noch sinnvoller.
Aber es ist sicher gut, den angehenden Journalisten beizubringen, wie die Arbeit richtig gemacht wird, bevor sie in den Fängen von Quotendruck ihre Ideale über Bord werfen müssen…;-)