Vor einiger Zeit habe ich einem Freund das erste Mal von meinem Plan erzählt, ein Blog einzurichten. Die Reaktion: „Du willst also auch noch losbloggen? Musst du nicht erstmal versuchen, Geld zu verdienen?“ Ganz unrecht hat er nicht. Ich glaube aber, dass sich journalistische Arbeit für zahlende Medien und ein gut gemachtes Blog verbinden lassen. Und im besten Falle beides voneinander profitiert.
Ich bin freier Journalist und mich interessieren vor allem die Hintergründe des Sportgeschäfts: Doping, Sportpoltik, die wirtschaftlichen Zusammenhänge. Berichtet habe ich darüber bisher vor allem für Zeit-Online, ZDFonline und den Deutschlandfunk. Das macht Spaß und läuft für einen Studenten, dessen Diplomarbeit durch dieses Blog im schlechtesten Fall noch ein paar Monate hinausgezögert wird, bislang nicht schlecht. Die Themen kann ich – solange sie meine Kunden interessieren – frei wählen. Und ich kann morgens auch mal drei Stunden trainieren gehen, ohne gleich einen Tag Urlaub zu beantragen.
Ein paar Dinge aber vermisse ich bislang.
Sobald ich Beiträge verkauft habe, sind sie weg. Ich kann bei Rückmeldungen kaum ergänzen oder transparent korrigieren. Wenn sich das Thema entwickelt, braucht es für große Medien einen Aufhänger, um erneut darüber zu berichten. Ein paar neue Links anbieten, eine kurze Recherche unkompliziert veröffentlichen ist bislang unmöglich.
Geschichten, von denen ich glaube, dass sie veröffentlicht werden sollten, meine Kunden aber nicht – bisher hängen sie als kurze Notiz auf meinem Laptop fest. In Zukunft stehen sie hier.
Das Format meiner Beiträge kann ich bislang nicht selbst bestimmen. Ich muss den „Styleguide“ des jeweils interessierten Mediums befolgen. Das ergibt für das Medium Sinn, für meine Geschichte manchmal nicht.
Das Blog als Spielwiese: Ich arbeite zwar schon multimedial, will das aber weiter ausbauen. Zumindest habe ich mir das vorgenommen. Auch wenn das bei diesem Textwüsten-Auftakt noch nicht wirklich rüberkommt.
Mehr direkte Rückmeldung der Besucher: Selbst bei manchen Online-Medien ist es bisher unmöglich, Artikel direkt zu kommentieren. Die Hemmschwelle für Kommentare dürfte in meinem Blog niedriger liegen.
Und letzten Endes ist das Blog auch eine Plattform, um mich und meine Arbeit vorzustellen. Weil ich aus meiner schönen Mainzer Wohnung ungern wieder ausziehen würde, freue ich mich über neue Aufträge und Angebote.
19. November 2010 -
Ich freue mich über Deinen Blog-KickOff! Deine Motivationsbeschreibung kann ich sehr gut nachvollziehen, absolut schlüssig.
Komme gleich mal mit einer leichten Detailfrage:
Wird es bei Dir auch ab und zu ein Live-Blogging geben, wenn Du irgendwo vor Ort bist? Schon darüber nachgedacht? Ich finde das oftmals ganz aufschlussreich bei Journalisten/Bloggernkollegen, erweitert die Perspektiven.
Einen guten Start Dir!
19. November 2010 -
Ein guter Ansatz und absolut nachvollziehbar!
Viel Erfolg für das Blog. Hintergründigen (Sport)Journalismus gibt es bisher immer noch zu selten. Danke auch für den link!
19. November 2010 -
@jsachse: Live-Blogging gibts wohl frühestens 2012 aus London. Darfst mich dann gern nochmal dran erinnern …
19. November 2010 -
Ich freue mich über jeden Journalisten, der sich nicht als Jubelperser des Sport-industriellen Komplexes versteht. Daher alles Gute hier und natürlich auch in den anderen Medien!
20. November 2010 -
@indykiste: Freut mich, dass der erste Jens Weinreich-Besucher seinen Weg hierher gefunden hat!
21. November 2010 -
„Zeitung machen kann man nur in einem Kreis von Halbverrückten.“ sagte Gerd Bucerius, deutscher Verleger und Publizist.
Blattmacher sagen von Bloggern ja gerne mal, diese seien komplett verrückt. Gerade deshalb werden sie immer wieder so gerne gelesen und für ihren speziellen Blick auf die Dinge geschätzt.
Viel Erfolg und noch mehr Leser für diesen neuen „Lesebefehl“!
22. November 2010 -
Hey „Kollege“,
macht Spaß zu sehen wie du an der Karriere bastelst! muss gestehen, dass ich immer mal wieder an einem deiner Themen hängenbleibe, so schlecht kommen sie also auch bei der breiten Masse nicht an ;-)
Schreib dir gerade aus Austin, TX wo bald mein erstes Semester an der UT zu Ende geht. hatte hier speziell ein Seminar (Race, Sport and Identity), da hättest du dir auch die Finger nach geleckt. War alles dabei von den Schattenseiten des Collegesports über Rassenmythen im Basketball. Kann dir bei Gelegenheit mal was dazu rumschicken, wenn du magst.
Am 28. gehts mal zu den Mavs, mal schauen ob Dirk sich ein bisschen Zeit für Leute aus der Heimat nimmt. Was sonst noch erwähnenswert ist: aktuell 25 Grad in Austin ,-)
Viele Grüße & mach weiter so!
Steffen
25. November 2010 -
Eine spannende Seite, die du da aufmachst! Ich bin über den Hinweis auf Triathlon.Szene.de hier gelandet. Werde es auf jeden Fall verfolgen und habe den Beitrag übers Strassendoping auch schon gelesen. Weiter so!
PS: Hoffentlich vermasselst du dir mit zu kritischen Berichten nicht deine Karrierre! Für Sportreporter gibt es doch mehr Planstellen und Aufträge als für Dopingexperten, oder warum bringt die ARD die interessanten Berichte immer nur mitten in der Nacht? Während Biathlon, Langlauf, Skispringen, Bobfahren usw., usw. immer tagesfüllend den ganzen Sonntag in die Wohnzimmer flimmert?
Trotzdem viel Erfolg, wünscht Dir ein breiter (dieses Wortspiel bezieht sich auf meine Masse, nicht auf möglichen Drogenkonsum) Sportler!
26. November 2010 -
Lars, das mit den spannenden Beiträgen zur Geisterstunde sehe ich ähnlich. Aber ich bin noch jung, ich setze drauf, dass sich das ändert. Je mehr gleichförmiges Geblubber es gibt, desto mehr Leute freuen sich hoffentlich auf der anderen Seite über echten Journalismus. Zur Not schreibe ich Bücher, damit kennst du dich ja aus ;)