Wer deutsche Sportverbände nach ihrem Haushalt fragt, wird häufig abgewiesen. Vor kurzem habe ich fünf Verbände angeschrieben, nur der Badminton-Verband hat mir eine Übersicht geschickt. Und das, obwohl die Zahlen der Öffentlichkeit zugänglich sein müssten. Ziemlich interessant sind deshalb die Zahlen, die das Innenministerium auf Anfrage des SPD-Abgeordneten Martin Gerster herausgegeben hat. Das BMI listet für alle Verbände die Förderung der vergangenen vier Jahre auf. Endlich kann verglichen werden.
Die fünf am stärksten geförderten Sportverbände 2011:
- Leichtathletik: 5.097.000
- Schwimmen: 3.731.400
- Rudern: 3.077.200
- Bob- und Schlitten: 2.558.562
- Kanu: 2.225.100
Aufgrund meiner (vermuteten) Leser könnten noch folgende Verbände interessant sein:
- Triathlon: 558.500
- Deutscher Behindertensportverband (für alle Sportarten): 4.386.100
Außer den meisten 33 olympischen Sportverbände bekommen auch einige nicht-olympischen Verbände Geld: So überweist das Innenministerium zum Beispiel dem Deutschen Boccia-, Boule- u. Petanque-Verband im Jahr 2011 50.750 Euro Steuergeld. Wofür?
(Wer die ganze Liste sehen will, unten gibts den Link zum Dokument; die Zahlen sind auf Seite 26 bis 29)
Wichtig: Die Förderung der Sportverbände ist in Grundförderung und Projektförderung aufgeteilt. Einfach formuliert: Die Grundförderung ist garantiert, die Projektförderung variabel, also abhängig vom Erfolg. Der Anteil der Projektförderung liegt zum Teil bei fast 50 Prozent. Weil die Verteilung der Gelder „in hohem Maße intransparent“ ist, wirft zum Beispiel Sportwissenschaftler Eike Emrich dem BMI und dem DOSB vor, über diese variable Projektförderung Machtpolitik zu betreiben und kritische Verbände abzustrafen. „Das Ganze erinnert mich an die Fürstenhöfe des Mittelalters. Nur dass wir eigentlich längst in einer Demokratie leben“, sagte Emrich meinem befreundeten Kollegen Niklas Schenck, der einen sehr schönen Text darüber für die FAZ geschrieben hat.
Martin Gerster fragte die Bundesregierung in seiner kleinen Anfrage auch einiges zur Dopingbekämpfung (dazu gab er auch ein Interview im Deutschlandfunk, über das im Blog von Jens Weinreich diskutiert wird), zu Claudia Pechstein und zu Investitionen in die Sport-Infrastruktur. Für Sportjournalisten ist die Kleine Anfrage ein Dokument voller Themenideen. Die Antworten der Sportbeamten auf Gersters Fragen finden sich hier in voller 29-Seiten-Länge als PDF.