Daniel Drepper

Winfried Hermann: „Keine gute Ausbildung für Sportsoldaten“

Zum Thema Sportsoldaten habe ich auch mit Sportausschuss-Mitglied Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) gesprochen. Er kritisiert, dass es für Sportsoldaten keine gute Ausbildung und keine guten Jobs gebe. So wie es im Moment läuft, könne es nicht weitergehen. Drei Fragen:

Wie stehen Sie zur aktuellen Sportförderung der Bundeswehr?
Winfried Hermann:
Das bestehende System gibt den Sportlern eine gute finanzielle Absicherung – da besteht natürlich eine begrenzte Bereitschaft, dies zu ändern. Grundsätzlich habe ich auch nichts gegen Sportsoldaten. Ich persönlich sehe lieber Soldaten bei Olympischen Spielen als im Krieg. Wenn die Bundeswehr aus ihrem Budget 1000 Stellen für den Sport zur Verfügung stellt, kann das nur gut sein. Aber: Außer der Freistellung und der Bezahlung gibt es für die Sportsoldaten keine Angebote. Es gibt keine gute Ausbildung, die Bundeswehr kann mit den fertigen Sportsoldaten nichts anfangen. Und außerhalb der Bundeswehr gibt es für die Ex-Sportler auch keine guten Jobs. Wenn man am System festhält, dann sollte man die Sportsoldaten unbedingt besser qualifizieren.

Wie soll das gehen?
Hermann:
Man könnte eine Qualifizierungspflicht einführen. Für beide Seiten, Sportler und Bundeswehr. Das Problem: Wer mit dem Angebot der Bundeswehr nichts anfangen kann, weil er zum Beispiel studieren oder eine Ausbildung machen will, der ist im Vergleich benachteiligt. Sportsoldaten bekommen das Rundum-Sorglos-Paket, andere bekommen außer ein paar Euro von der Sporthilfe fast nichts. Das ist ungerecht, damit verspielen wir Talente. Deshalb bin ich einem Stipendienmodell nicht abgeneigt, zum Beispiel für Hochschulen oder ähnliches. Das wäre auch für Nicht-Bundeswehr-Affine ein Ansatz. Ein anderer Ansatz könnte sein, dass die öffentliche Hand in verschiedenen Bereichen Arbeitsplätze für Sportler schafft, nicht nur in der Bundeswehr. Da müsste dann aber ebenso eine Qualifzierung verpflichtend sein. Schließlich muss niemand vier Jahre lang rund um die Uhr trainieren. Es gibt viele Beispiele, bei denen es klappt, beides unter einen Hut zu bringen. Und die dann zum Teil sogar auch sportlich besser sind.

Ist das politisch umsetzbar?
Hermann:
Ich könnte mir vorstellen, dass wir Grünen mal einen größeren Vorstoß machen. Dass man zu einer Anhörung Experten wie Wolfgang Maennig, der ja ein Kenner zu sein scheint und auch gut argumentiert, und einen Gegenpart einlädt. Man muss das System reformieren und weiterentwickeln. Dass der Sportausschuss den Mund hält, um die vorhandenen Stellen zu sichern, trägt auf Dauer ja auch nicht. Für Guttenberg sind die Sportsoldaten marketingmäßig grade jetzt natürlich gut. Für den Innenminister auch. Aber wenn alle Haushaltsausgaben überprüft werden, muss man sich auch die Sportausgaben anschauen. Und so wie es im Moment ist, kann es nicht weitergehen: Vielleicht sind nach ihrer Karriere noch zehn Prozent der Sportler auf Dauer gut versorgt im Sport, als Trainer, Manager, Medienexperte. Und der Rest? Muss gucken, wo er bleibt.

  1. 3. Februar 2011 -

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